ELIS TENNER
Die Zukunft braucht den Mehlwurm
„Hallo, ich bin Elis”, begrüßt Elis Tenner und mit einem sanften Lächeln auf dem Union Gewerbehof in Dortmund. Hier haben neben Kanzleien, einem Bio-Café, einem Callcenter und Start-Ups auch Elis Tenner und ihre Mitgründer:innen Mira Iordanova und Constantin Jedwabski für ihre Mehlwurmzucht, die Broodwormfarm e. V., ein Zuhause gefunden. Ihre blonden Haare hat sie zu einem Dutt gebunden, zu ihrem eleganten Outfit trägt sie schwarze geschlossene Stöckelschuhe. Mit ihrer freundlichen und dennoch bestimmten Ausstrahlung macht die Gründerin einen professionellen Eindruck.
Voller Eifer führt sie uns durch die Räumlichkeiten der Broodwormfarm e. V., in einem Kellerraum befindet sich die Mehlwurmzucht. Zwischendurch bleibt sie lachend stehen: „Meine Brille ist total verstaubt”, sagt sie lachend und säubert ihre Brille. Das passiere öfter beim Füttern der Würmer. Sie strahlt eine gewisse Gelassenheit und Wärme aus, die ihren schnell Gäst:innenein Gefühl des Willkommen-Seins vermittelt. Auf alle Fragen hat sie schnell eine selbstsichere Antwort – von Zurückhaltung keine Spur.
Das sie heute hier in Dortmund stehen würde, hätte die gebürtige Rumänin selbst nicht erwartet. Als Kind wollte sie später mal zur Armee. In jungen Jahren reiste sie viel um die Welt. Ihr damaliger Beruf hat nicht viel mit ihrem heutigen Leben zu tun, denn vor uns sitzt eine ehemalige Zirkusartistin. Später arbeitete sie auch als Turn-Trainerin.
„Heute bin ich eher eine faule Sportlerin.“, lacht sie. Als 22-jährige zog sie nach Deutschland, wo sie eine Ausbildung zur Rechtsanwalts-fachangestellten begann. Hier lernte Elis auch ihren Ehemann kennen.
Schon früh wurde Elis klar, dass sie ihr Leben nicht als Angestellte führen will. Also machte sie eine ihrer Fähigkeiten zum Beruf: Elis spricht mehrere Sprachen, darunter Deutsch, Rumänisch, Italienisch, Spanisch und Englisch. So machte sie sich als Dolmetscherin selbstständig. Im Rahmen dieser Arbeit lernte sie auch ihre Kollegin, mittlerweile Freundin und heutige Geschäftspartnerin, Mira Iordanova, kennen.
Diese kam 2021 mit der Idee einer Mehlwurmzucht auf Elis zu. „Ich dachte nur: was für eine Schnapsidee!“, erinnert sich Elis. Doch was ihr zunächst etwa befremdlich vorkam, sollte sich später als starke Idee mit Zukunft entpuppen. Mit ihren Argumenten konnte Mira ihre Kollegin Elis schließlich überzeugen:
„Ich dachte nur: was für eine Schnapsidee!“
„Mehlwürmer bestehen fast zu 60 Prozent aus Proteinen.“
Außerdem seien sie sehr unkompliziert. Auf kleinstem Raum gehalten, können sie verschiedene Temperaturen gut aushalten. Außerdem brauchen sie kein Wasser. Das Futter für die Mehlwürmer sei auch sehr günstig und unkompliziert zu beschaffen. In den kleinen Würmern sieht das Team der Broodwormfarm Antworten, auf einige große Probleme und Fragestellungen unserer heutigen Zeit. „In den nächsten Jahren wird die Bevölkerung auf neun bis zehn Milliarden Menschen steigen.“ Mit diesem Wachstum steige auch die Nahrungsknappheit stetig an, erklärt Mira. Außerdem sei die Nahrungsmittelproduktion, insbesondere die herkömmliche Masttierhaltung, ein großes Problem im Kampf gegen den Klimawandel. Unkompliziert und nachhaltig in der Haltung, könnten die Mehlwürmer unseren Nahrungsbestand erweitern und eine wichtige Proteinquelle sein.
Heute arbeitet das Team gemeinsam mit aller Kraft und Herzblut an seiner Vision. Elis erklärt uns, dass sie viel zu tun habe. Doch dabei wirkt sie gelassen und scheint vieles mit Humor zu nehmen. Während sie uns die Mehlwürmer zeigt und mehr über die Zucht erklärt, strahlt sie Begeisterung aus. Ihre Expertise und intrinsische Motivation sind im ganzen Raum spürbar. In Zukunft soll die Broodwormfarm e. V. noch weiter wachsen. Das Ziel: Die Gründung einer GmbH. Außerdem möchte das Team künftig die größte Mehlwurmzucht Europas sein.
Ihr Tipp für Frauen mit einer Vision: