ALENA MEIER-GOGSCH

Von der Tafel in die Chefetage

Porträt von Alena Meier-Gogsch

„Ich sprenge in meinem
Kopf jede Grenze.”

„Ich sprenge in meinem Kopf jede Grenze”, erklärt Alena Meier-Gogsch mit selbstbewusstem Lächeln. Die 34-jährige Frau ist Mitbegründerin vom Online-Jobportal momjobs, einer Jobbörse, die Mütter dabei unterstützen soll, den Weg ins Berufsleben zurückzufinden. Zusammen mit ihrer Freundin und Kollegin Eva Maria Klimpel findet sie sich bei Kaffee und Keksen in Eva Maria's Küchenecke ein. Mit Hündin Juna nah bei sich, sitzt sie gelassen am Tisch. Ihre kleine Wegbegleiterin nimmt sie, wenn es geht, am liebsten überall mit hin. Ebenso wie das Frauchen bleibt die Kleine tiefenentspannt und holt sich nur hin und wieder Streicheleinheiten bei Alena ab.

Heute steht Alena die ‘Karrierefrau‘ ins Gesicht geschrieben: Ihr schicker, karierter Blazer, dezenter Schmuck und ihre Brille verleihen ihr einen gewissen Business-Look. Doch nicht zuletzt ihr selbstbewusstes Auftreten verstärkt diesen Eindruck. Die Gründerin weiß, was sie kann: „Auf dem Markt habe ich keine Teilzeitstellen gefunden, die meinen Qualifikationen entsprochen hätten. Aber ich gehe gerne unkonventionelle Wege, um an ein Ziel zu kommen, weil ich gelernt habe, dass ich keine Grenzen habe. Meine Erfahrungen zeigen mir, dass es klappt und das hat mir unglaubliches Selbstvertrauen gegeben.“ Dieses Selbstvertrauen kommt nicht von ungefähr, denn Alena hat bereits in verschiedenen Unternehmen in Positionen gearbeitet, in den sie 120-150 Mitarbeitende geführt hat. Während unseres Gespräches klingelt das Handy der Unternehmerin mehrfach. Die Pflicht ruft. Ein Unternehmen zu gründen bringt viel Verantwortung mit sich – der Alena sichtlich gewachsen ist.

Doch das war nicht immer so. Noch vor einigen Jahren konnte sie sich nicht vorstellen, einmal in ihrer heutigen Position zu sein. Alena, die schon früh Mutter geworden ist, erinnert sich: „Ich saß früher mit meinem Sohn jeden Samstag an der Tafel. Damals durfte in geschlossenen Räumen noch geraucht werden. Ich habe mich dann einfach total schlecht gefühlt, dass mein Sohn da jeden Samstag in dieser Qualmwolke saß, weil ich auf meine Lebensmittel gewartet habe.“ Doch diese Erfahrung hat die heute zweifache Mutter nicht entmutigt. – Im Gegenteil, genau daraus habe sie die Kraft geschöpft, weiterzumachen und beruflich richtig durchzustarten. „Ich habe dann für mich die Entscheidung getroffen, dass ich das nicht mehr möchte. Deshalb habe ich einen Weg gesucht, wie ich mich und meinen Sohn alleine ernähren kann. Daraus ist der Wunsch entstanden, ‘mehr‘ zu werden.“ So gründete sie Anfang 2022 gemeinsam mit ihrer Mitgründerin schließlich momjobs.

„Daraus ist der Wunsch entstanden, ‘mehr’ zu werden.”

„Da musste ich mir selbst irgendwann eingestehen, dass ich hundemüde bin.”

Doch der Alltag als Mutter und Unternehmerin stellt sie auch immer wieder vor Herausforderungen: „Ich arbeite den ganzen Vormittag. Am Nachmittag sammle ich dann zum Beispiel mit meinen Kindern im Wald Kastanien. Dann setze ich noch irgendwie abends die nächste Social Media Kampagne auf – da musste ich mir selbst irgendwann eingestehen, dass ich hundemüde bin”. Die 34-Jährige ist durch und durch Perfektionistin. Am liebsten hätte sie einen Tag, der 48 Stunden dauert. “Mein Eigenanspruch im Gegensatz dazu, was ich eigentlich auf die Beine stellen konnte, war beim Gründungsprozess mein größter Konflikt. Ich habe versucht, 24/7 daran zu arbeiten, aber das geht nicht. Ich muss mich parallel ja auch um meine Kinder kümmern und das war der größte Schmerz, weil ich auch keine Role Models hatte”, reflektiert Alena.

„Ich habe gelernt, dass ich einfach einen Schritt nach dem nächsten gehen kann
dafür muss man mutig sein!”

Doch aus all diesen Hürden hat die Gründerin Stärke gezogen, die deutlich im Raum spürbar ist – sie weiß, wer sie ist, was sie will und was sie bewirken möchte. Dieses Ausmaß an Selbstvertrauen zu gewinnen, war laut Alena allerdings ein Lernprozess: „Ich habe nie die Möglichkeit gefunden, wie ich mehr arbeiten kann. Irgendwann habe ich mich damit angefreundet, dass ich nur die Stunden arbeiten kann, die mir zur Verfügung stehen. Ich habe stattdessen angefangen, meine Erfolge anders wahrzunehmen.

Mut beweist die Mitgründerin von momjobs in verschiedenen Situationen. „Ich habe zum Beispiel hier am Tisch gesessen und einfach RTL angerufen, von unserer Geschichte erzählt und eine Stunde später war das komplette Kamerateam hier“, erzählt Alena strahlend. Genau diesen Mut will sie an andere Frauen weitergeben: „Ich habe meine Aufgabe immer darin gesehen, anderen Menschen zu helfen. Diese Frauen sollen wissen, dass es auch möglich ist, nachdem man an der Tafel saß, drei Jahre später 120 Mitarbeiter zu führen.“ Daher tauscht sie sich besonders gerne auf ihrem Mama-Blog bei Instagram aus, wo sie ihre Erfahrungen mit anderen Müttern teilt. „Wenn ich nur eine Frau von Tausend erreiche, hat es sich gelohnt. Das ist es, was ich erreichen möchte, dass Menschen lernen, dass es keine Grenzen gibt und sie auch Selbstvertrauen finden”, bekräftigt Alena.

Ihr Ehrgeiz und ihre Motivation, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, sind spürbar. Sie macht klar – Innovation ist mehr, als eine Idee zu haben oder etwas zu erfinden, es geht darum, mit dem Herzen dabei zu sein.

Hinweis: Das Porträt wurde im Oktober 2022 erstellt.