KARINA WRONA

Porträt von Karina Wrona

Mit Ehrenamt Held:in werden

„Einfach mal machen!”

Als die studierte Verwaltungswissenschaftlerin nach über 30 Jahren bei der Stadt Essen im Bereich der sozialen Dienstleistung vorzeitig in Pension ging, war für Karina klar, dass hier noch lange nicht Schluss sein sollte. Ihre jahrelange Erfahrung als Abteilungsleiterin und das Know-how, dass sie sich in verschiedensten Bereichen durch eine Vielzahl an Fortbildungen angeeignet hat, wollte sie einbringen und für etwas Sinnvolles nutzen.

So entschied sie sich, sich bei der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen zu engagieren. Hier blühte sie auf. Als ihr die Position als Vorstand angeboten wurde, sagte sie gerne zu. Die Weiterentwicklung des Ehrenamtes in der Stadt wurde zu ihrer Herzensangelegenheit. Doch genau hier sah sie ein Problem – ein Problem, das sie unbedingt angehen wollte. Mit nachdenklichem Blick erklärt sie: „Jugendliche stehen durch die Verkürzung der Schulzeit heute unter einem Leistungsdruck. Das schränkt sie auch zeitlich deutlich ein. Oft bleibt ihnen nur ganz wenig Zeit für Hobbies oder eben Ehrenamtliches. Durch den Wegfall des Zivildienstes fehlen zusätzlich immer mehr Berührungspunkte zu sozialen Engagement. Viele Jugendliche verlieren es dabei komplett aus den Augen.“

Selbst beschreibt Karina Wrona sich als „Gefahrensucherin“. Die 63-jährige Gelsenkirchenerin macht gerne Dinge, die sie vorher noch nie gemacht hat. Probleme die sie sieht, geht sie einfach an. „Einfach mal machen!“ lautet ihr Motto.

„Jugendliche stehen durch die Verkürzung der Schulzeit heute unter einem Leistungsdruck.
Das schränkt sie auch zeitlich deutlich ein.”

Doch darüber hinaus trage der Heldenpass zur Persönlichkeitsentwicklung bei, erzählt uns Karina mit einem warmen Lächeln im Gesicht. Denn der Heldenpass liefert den Schüler:innen zwar alle Infos, wann, wo und bei wem sie sich engagieren können und wer ihre Ansprechpartner:innen vor Ort sind, die Einsätze planen und vereinbaren sie letztlich jedoch eigenverantwortlich und selbstständig. Die Ehrenamtsagentur helfe bei Fragen und Problemen, doch die Initiative liege bei den Jugendlichen. Die Augen der Gelsenkirchenerin strahlen, als sie uns von einem Schüler erzählt: „Als wir ihn kennengelernt haben, war er ein sehr schüchterner – ich würde schon fast sagen, introvertierter – Junge. Doch mit der Zeit hat er dann einfach selber zum Telefon gegriffen, um verschiedenste Einsätze zu vereinbaren. Wenn ich ihn heute sehe, sehe ich einen ganz anderen jungen Mann, der sich jetzt auch Jahre später noch in der Stadt engagiert.“

Doch nicht nur wegen Geschichten wie dieser oder der eines Mädchen, was nach dem Heldenpass entschlossen hat, soziale Arbeit zu studieren, kann die Ehrenamtlerin aus Leidenschaft stolz auf ihr Projekt sein. Immer mehr Schulen aus Gelsenkirchen kommen auf die Ehrenamtsagentur zu und wollen auch ihren Schüler:innen den Heldenpass anbieten. Doch nicht nur Schulen zeigen Interesse, inzwischen haben viele weitere Kommunen in ganz Deutschland wie Geldern oder Gütersloh das Projekt adaptiert. Derzeit werde zudem an einer digitalen Version des Passes gearbeitet, um das Projekt noch besser an die Gewohnheiten der jungen Menschen anzupassen und Ressourcen zu schonen.

Für Karina wurde klar, es brauche neue Ideen, um junge Menschen wieder an das Ehrenamt heranzuführen – ohne Druck, ohne Überforderung. Also entwickelte sie die Idee des Heldenpasses. Im Heldenpass finden Jugendliche ab der neunten Klasse verschiedene Schnupperangebote für ehrenamtliches Engagement. Egal, ob im Tierheim, in der Nachmittagsbetreuung oder im Altersheim – im Heldenpass können sie aus etwa 50 Kurzzeit-Engagements aus den verschiedensten Bereichen wählen. Außerdem bietet das Projekt den Schüler:innen auch Raum, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und selbst Angebote in ihren Pass aufzunehmen. So lernen junge Menschendie verschiedenen Facetten ehrenamtlichen Engagements kennen und können herausfinden, was ihnen Spaß macht, und was auch eben nicht. Für jeden Einsatz sammeln sie dabei einen Stempel, für ihre Leistung bekommen sie am Ende des Schuljahres ein Ehrenamtszertifikat. Dieses habe eine besondere Bedeutung, erklärt die Ideengeberin: Das Zertifikat würdige zum einen die Arbeit der Jugendlichen. Zum anderen helfe es ihnen jedoch auch in Bewerbungsprozessen nach der Schule. Gerade für die Bewerbung für einen Ausbildungsplatz oder um ein Stipendium werde der Nachweis von ehrenamtlichen Engagement immer wichtiger.

„Der Heldenpass hat mir das Gefühl gegeben, etwas geschaffen zu haben, das tatsächlich einen Wert darstellt.“

„Der Heldenpass hat mir das Gefühl gegeben, etwas geschaffen zu haben, das tatsächlich einen Wert darstellt.“, fasst Karina strahlen zusammen. Es sei wichtig, Dinge zu hinterfragen und auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Gerade als Frau gerate man an Menschen, die versuchen einen auszubremsen. Hier sei es der richtige Weg, innezuhalten und zu erkennen, wann und wo man Hilfe benötigt und diese dann auch einzufordern. Ihr Tipp für jede junge Frau mit einer starken Idee: „Einfach mal machen!“