RAMONA SCHWERING
„Lasst euch nicht gaslighten – ihr gehört hier her!“
Lange, wellige, rot-braune Haare, ein von Sommersprossen übersätes, freundliches Gesicht, ein sportives Casual-Oufit – als junge Frau, die eben kein „nerdy aussehender Mann Ende 20“ ist, entspricht Ramona Schwering nicht der Vorstellung vieler, wie ein:e Software-Entwickeler:in wohl aussieht. Mit viel Empathie und Energie ermutigt die 30-jährige genau deshalb dazu, sich von der geringen Frauenquote im IT-Bereich und den vorherrschenden Stereotypen nicht abschrecken zu lassen.
„Sorry, dass ich zu spät bin“, entschuldigt sich Ramona Schwering mit einem Lächeln im Gesicht. Die sofort sympathischwirkende Software-Entwicklerin arbeitet beim internationalen IT-Unternehmen shopware. Dieses wurde vor ungefähr 20 Jahren vom damals 16-jährigen Sebastian Hamann in einer Garage in Schöppingen gegründet. Heute thront anstatt der Garage ein luxuriöser Tower in Schöppingen, umgeben von Bauernhöfen.
„Ich habe es mir zum Beruf gemacht, eigene Internetseiten zu bauen. Und die Entscheidung habe ich nie wieder bereut.“
Schon beim ersten Kennenlernen wirkt Ramona sofort offen und gelassen. Trotz ihrer ruhigen Art hat sie sich in der von Männern dominierten IT-Branche durchgesetzt: Als Software-Entwicklerin leitet sie eine gesamte Abteilung bei shopware. Sätze wie: „Frauen gehören nicht in die Branche!“, waren während ihrer Ausbildung keine Ausnahme. Doch davon ließ sich die Entwicklerin nicht abschrecken – im Gegenteil.
„Ich habe es mir zum Beruf gemacht, eigene Internetseiten zu bauen. Und die Entscheidung habe ich nie wieder bereut.“, erzählt sie mit einem selbstsicheren Lächeln im Gesicht. In ihrem Team ist Ramona heute eine von nur zwei Frauen. „Man muss sich als Frau in der Branche immer stärker beweisen“, erklärt sie. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen werde Frauen genauer auf die Hände geschaut. Umso begeisterter erzählt die Entwicklerin davon, dass das Programmieren historisch erstmals von einer Frau entdeckt und durchgeführt wurde. Zudem sei auch der erste Heimcomputer überhaupt von einer Frau erbaut worden. Ein Strahlen huscht über Ramonas Gesicht. Gerade wegen ihrer Erfahrungen ermutigt sie andere Frauen: „Lasst euch nicht gaslighten. – Ihr gehört hier her!“
Auf ihrem Weg in die Welt der IT hätte Ramona sich damals ein starkes weibliches Vorbild gewünscht. Heute hält sie Fachvorträge vor großem Publikum, leitet Auszubildende an und reist rund um die Welt, um ihr Wissen zu teilen. – Heute ist sie selbst ein Vorbild. Durch ihren Mut, ihr Hobby zum Beruf zu machen, hat sie das Selbstbewusstsein entwickelt, das sie heute an den Tag legt. Selbst beschreibt sie sich als „kreativ und chaotisch“. Wenn sie Vorträge halte, sei sie in ihrem Element, denn sie liebe den Austausch mit anderen Expert:innen. Doch wenn sie von einer Geschäftsreise nach Hause kommt, brauche sie oft auch ein paar Tage Ruhe, um wieder Energie zu tanken.
Software-Entwicklung ist heute eine Männerdomäne – eine, die sich starke Frauen wie Ramona zurückerobern.