MAIKE SCHNITZLER
Mit viel Herz, ohne Zusatzstoffe
Im ländlichen Wassenberg nahe der holländischen Grenze lebt Maike Schnitzler zusammen mit ihrem Mann und dem fünf Monate alten Australian Sheperd Emil. Gäste begrüßt dieser mit lautstarkem Bellen. „Der bellt nur, aber ist ganz brav!“, ruft seine Besitzerin Maike Schnitzler von der Treppe des Eingangsbereichs ihrer Wohnung lachend zu. Maike strahlt schon bei der Begrüßung eine positive Energie aus, wirkt gut vorbereitet und selbstbewusst. Eigenschaften, die für ihren Weg zur Selbstständigkeit unabdingbar waren. Nur wenige Monate nach ihrem Uni-Abschluss hat sie ihr eigenes Unternehmen aufgebaut – trotz Long-Covid.
„Mehr Abenteuerlust ist gefragt, einfach mal die Komfortzone verlassen!“
Im Frühjahr 2021 gründete Maike zusammen mit ihrem Mann die Slothlab UG. Mit Slothlab berät sie in Online-Seminaren hauptsächlich Frauen, die mehr über ihre Haut lernen wollen. Mit ihrer Arbeit klärt die Gründerin über die verschiedenen Inhaltsstoffe in Gesichtscremes auf und berät ihre Kund:innen, welche Creme gut zu ihrem Hauttyp passt. Darüber hinaus gibt die 27-jährige Schulungen, wie man sich zu Hause selbst seine eigene Hautcreme herstellen kann – ganz ohne Vorkenntnisse. So hat sie beispielsweise eine Anleitung entwickelt, wie man aus Mandelöl, Panthenol oder Vitamin E seine eigenen Cremes mit schützenden Effekten für empfindliche Haut selber produzieren kann.
Schon in der Zeit zwischen Abitur und Studium beschäftigte die Gründerin sich mit Kosmetik und teste auf ihrem eigenen Blog verschiedene Produkte. Nach dem Abitur folgte das Chemiestudium an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen. 2020 machte sie ein Praktikum, bei dem sie viel über die Themen Kosmetik-Zulassung, Sicherheitsbewertung und Kosmetikrecht lernte. 2021 schloss sie ihren Bachelor erfolgreich ab. Obwohl sich das Thema Kosmetik wie ein roter Faden durch ihre Laufbahn zieht, hatte Maike ursprünglich ganz andere Pläne. „Vor zwei, drei Jahren, hätte ich niemals gedacht, mal mein Geld mit Kosmetiktipps zu verdienen. Meine ursprüngliche Motivation für das Studium war, in die Forschung zu gehen, um Mittel für die Krebsheilung zu finden.“, erinnert sich die Gründerin.
Zum Zeitpunkt der Gründung war sie gerade einmal 25. Erfahrung mit Steuerrecht, Finanzierung oder anderen bürokratischen Aspekten einer Unternehmungsgründung hatte sie kaum. „Am Anfang steht ein Berg voller Bürokratie im Weg, den man erstmal bewältigen muss. Ich glaube gerade als Frau tendiert man gerne dazu das Sicherheitsgefühl in den Vordergrund zu stellen. Doch das bremst nur ein. Mehr Abenteuerlust ist gefragt, einfach mal die Komfortzone verlassen!“, erklärt die Gründerin. „Natürlich ist ein Chemiestudium nicht der herkömmliche Weg, ein Unternehmen zu gründen. Viele meiner Professoren haben mir damals geraten, in die Forschung zu gehen. Doch als ich die Verbindung der Inhaltsstoffe und die Zusammensetzung von Kosmetikprodukten erkannt habe, habe ich viel Potential in der Idee gesehen.“
„Doch mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass ich für diese Art von Laborarbeit zu ungeduldig bin. Im Laufe des Studiums ist mir klar geworden, wie viel Chemie hinter Kosmetika steckt.“ Und so wuchs die Idee für Slothlabs, welche sie 2021 schließlich mit ihrem Mann in die Tat umsetzte.
„Durch mein eigenes Unternehmen habe ich mir meinen Traum erfüllt.”
Ihre Arbeit kann Maike im Home-Office erledigen. Eine Bedingung, die für die junge Frau leider lange Zeit essenziell war. Auch heute noch hat Maike mit den Folgen von Long-Covid zu kämpfen. Eine „normale“ Anstellung in einem Unternehmen wäre für sie dadurch quasi unmöglich gewesen. Doch die Arbeit im eigenen Unternehmen bringt noch mehr Vorteile mit sich: „Durch mein eigenes Unternehmen habe ich mir meinen Traum erfüllt. Ich kann für den Hund da sein, kann mir die Arbeit mit meinem Mann gut einteilen. Zudem arbeite ich gerne für mich, und strukturiere meinen Alltag selbst. Vorher dachte ich immer, dass man als Selbstständige den ganzen Tag arbeiten muss. Doch in meinem Job habe ich eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Die Selbständigkeit bietet so viel Flexibilität.“, erklärt Maike mit einem Strahlen im Gesicht. Gemeinsam mit ihrem Mann plant Maike gerade, ein Haus zu bauen. Hier soll dann auch ein Labor für Slothlab untergebracht sein.
Während sie mit uns spricht, zeigt sie uns wie man mit Vitamin E, Panthenol und Babassuöl eine Creme herstellt. Solch eine Creme schütze die Haut, wirke beruhigend und spende Feuchtigkeit, erklärt die Chemikerin. Als nach wenigen Minuten die Creme fertig ist, funkeln Maikes Augen: „Das ist manchmal fast wie Zauberei!”
„Das ist manchmal fast wie Zauberei!”
“Wer sichtbar sein will,
muss sich zeigen!”
Wer sie bei ihrer Arbeit beobachtet merkt schnell, dass sie vollkommen in ihrem Element ist. Diese Begeisterung für Kosmetik ohne Zusatzstoffe teilt Maike nicht nur in ihren Schulungen, sondern auch mit ihren Follower:innen auf Instagram.
Sie hat ihre Leidenschaft und ihren Platz gefunden und rät anderen Frauen daher: „Ich glaube eine Portion Naivität ist wichtig. Man sollte sich vorher nicht zu viel Gedanken machen, sondern einfach machen. Wer sichtbar sein will, muss sich zeigen!“