FRIEDERIKE SCHNEIDER
Zwischen Cyber-Storys und Start-Ups
„Ich bin jung. Ich bin eine Frau. Ich bin groß. Das heißt, ich werde in einer Masse immer hervorstechen“, erklärt Friederike Schneider mit einem selbstbewussten Grinsen im Gesicht. Das Büro der stellvertretenden Geschäftsführung für IT-Sicherheit am Horst-Görtz-Institut der Ruhr-Universität in Bochum ist bunt und steckt voller Leben. Das Whiteboard an der Wand dokumentiert in pinker Schrift die letzten Brainstorming-Prozesse und To-Dos der IT-lerin, Poster an den Wänden fordern in bunten Großbuchstaben „GET SHIT DONE“ und „NEVER STOP HACKING“, von den Regalen ranken kräftige Pflanzen. Schnell wird klar: Hier gibt es nicht den „steifen“ Arbeitsalltag, sondern jede Menge Kreativität!
In ihren heutigen Beruf ist Friedrike als Quereinsteigerin gekommen. 2007 begann sie ihr Studium in Wirtschaft und Politik Ostasiens an der Ruhr-Universität in Bochum. Nach ihrem Bachelorabschluss widmete sie sich dem Feld der Sinologie und schrieb sich für Sozialwissenschaften ein. Während ihrer Studienzeit sammelte Friederike bereits in verschiedenen NGOs und Stiftungen, unter anderem in Brüssel und Windhoek (Namibia), Praxiserfahrungen. Doch nicht nur als Werkstudentin und Praktikantin trieb es sie in die Ferne, so studierte sie eine Zeit lang in Shanghai. Den endgültigen Einstieg in die Berufswelt machte sie nach dem Studium als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Roten Kreuz in der Sicherheitsforschung. Dann der Wendepunkt: Die junge Frau, die sich bis dahin nur zurückhaltend an das Thema IT-Sicherheit herangewagt hatte, entschied sich 2015 dazu, zum Horst-Görtz-Institut zu wechseln. „Das war auch ehrlich gesagt echt der erste Berührungspunkt mit dem Thema IT-Sicherheit“, erinnert sich Friederike. Doch schnell stellte sie hier ihr Können unter Beweis und wurde 2021 zur stellverstretenden Geschäftsführerin.
Zur selben Zeit gründete sie an der Universität als Teil eines Team rund um Prof. Christof Paar den Start-Up-Inkubator Cube5 mit. Sie und ihre Mitgründer haben sich mit dem das Ziel gesetzt, junge Start-Ups im Bereich IT-Sicherheit zu fördern und zu unterstützen. Gefördert werden sie dabei vom BMBF. Von ihrem Kollegen Dieter Welfonder wird Friederike als Garant für eine angenehme Arbeitsatmosphäre beschrieben. Mit ihrer zuvorkommenden und lockeren Art sorge sie stets für einen sehr relaxte Stimmung im Team. Selbst wenn es mal stressig zugehe, bewahre sie einen kühlen Kopf, sodass Stress zu „positivem Stress“ werde.
„Man braucht mehr Vorbilder, um zu zeigen, was es da überhaupt alles gibt.”
Dass Friederike mal eine steile Karriere in der Technikbranche hinlegen würde, war für sie früher „gar keine Option“. Nach dem Abitur habe sie schlichtweg weder Möglichkeiten noch Vorbilder in der Welt der Technik für sich gesehen, umso mehr ist es ihr ein Herzensanliegen, junge Frauen besser über die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Branche aufzuklären und ihnen mögliche Wege aufzuzeigen. „Man braucht mehr Vorbilder, um zu zeigen, was es da überhaupt alles gibt.”, erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin bestimmt. Als eines dieser Vorbilder möchte sie junge Frauen wie ihre Töchter inspirieren und ermutigen, als Frau den Weg in die Welt der Technik zu wagen.
Als sie uns von einer Anekdote aus ihrem Arbeitsalltag erzählt, lacht sie erleichtert: Als ein Imagefilm für Cube5 gedreht werden sollte, suchte ein Kollege nach einer weiblichen Mitarbeiterin für die Aufnahmen. Er rief in den Gang hinein: „Ist hier eine Frau?!“ Dann drehte er sich um und sagte mit leichter Verwunderung zu ihr: „Oh, du bist ja auch eine Frau!“ Stolz erklärt sie, dass ihr in diesem Moment klar wurde, dass ihr Geschlecht für ihr Team nie eine Rolle gespielt habe – sondern allein ihre Expertise und Kompetenz.