KATHARINA SCHMIDT

Porträt von Katharina Schmidt

Keine Tasche muss ein Leben kosten

Wir treffen Katharina Schmidt im Showroom von Sperling Bags in Bochum. 2019 hat sie zusammen mit ihrem Freund, Björn Sperling, Sperling Bags gegründet. Heute können die veganen und fair produzierten Rücksäcke, Handtaschen, Portemonnaies und Accessoires aus Kork des Start-Ups im gesamten DACH-Raum bestellt werden.

„Im Nachhinein bereut man immer nur das, was man nicht gemacht hat. Deswegen: Einfach machen!”

Seit der Gründung 2019 ist Sperling Bags schnell gewachsen. Heute arbeiten fünf Mitarbeitende bei dem Start-Up, weitere Unterstützung, um der wachsenden Nachfrage bedienen zu können, wird gesucht. Bis hier hin war es allerdings ein langer Weg mit einigen Hürden, erzählt uns die Mitgründerin Katharina. – Ein Weg, den Katharina am Anfang eigentlich gar nicht hat kommen sehen. Zunächst sei sie einfach nur auf der Suche nach einem Rucksack für den Unialltag gewesen, erinnert sich die 26-jährige. Schick sollte er aussehen, ohne viele Reißverschlüsse und Karabiner. Doch vor allem sollte er ohne Leder auskommen. Die Suche gestaltete sich schwerer als gedacht. Auf der Suche nach einer tierfreundlichen, schicken Alternative zu Leder, kamen Katharina und ihr Freund schließlich auf die Idee, Kork zu verwenden. Kurzerhand nähten sie selbst einen Rucksack aus Kork. Schnell war klar, dass es nicht bei dem einem Rucksack bleiben sollte:

„Wir waren so begeistert davon, dass wir gesagt haben: „Da sollten wir mehr draus machen!“ Daraus ist letztlich nach und nach Sperling entstanden.“

Doch aller Anfang bringt auch Hürden mit sich. Bis das Gründungsteam den ersten Rucksack in die Produktion bringen konnten, habe es zunächst anderthalb Jahre gedauert, erzählt die BWL-Studentin. An Schnittmuster, Schnallen, Bio-Baumwolle und den qualitativ hochwertigen Kork hatten sie gedacht, einen Rucksack hatten sie letztlich trotzdem nicht: „Da wir nicht wussten, dass man am Zoll ein Zertifikat für Naturstoffe braucht, wurde der Rucksack, an dem wir eineinhalb Jahre gesessen haben, am Zoll vernichtet und dann ging das ganze Spiel von vorne los. Also ja, es gab Probleme.“ Außerdem habe Katharina schnell lernen müssen, dass für die Gründung eines Unternehmens nicht nur ein gutes Produkt gehört, sondern auch Themen wie Mitarbeitendenführung angegangen werden müssen: „Das ist etwas, wo man sich erstmal reindenken muss, was man lernen muss. Da reicht es nicht einfach aus, mal nur ein Buch dazu zu lesen.“ Auch Fragen der Finanzierung musste sich das Gründungsteam stellen:

„Als 23-jährige konnte ich nicht einfach 3 Millionen Euro in die Hand nehmen und die Produktion starten.“

Heute kann die Gründerin über diese Stolpersteine lachen, denn das Wachstum des Unternehmens zeigt, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Katharina verrät, dass es für sie persönlich oft schwer war dranzubleiben: „Man hat sehr viele sehr große Rückschläge und da immer weiterzumachen, das ist gar nicht so einfach.“ Doch trotzt Rückschläge, verfolgte das Gründungspaar weiter sein großes Ziel. Auch wenn die junge Gründerin sich dabei habe Kommentare anhören müssen wie: „Kann man damit Geld verdienen?“ oder „Aber du lernst jetzt noch was Richtiges?“

Mit ihrer Vision vor Augen machten die beiden immer weiter, egal was andere sagten. Denn ihr großes Ziel ist es, eine Revolution in der Textilindustrie zu starten und zu zeigen, dass keine Tasche ein Leben kosten muss. „Wir wollten einen Rucksack entwickeln, der kein Tierleid erzeugt. Der gut aussieht, aber ohne Leder auskommt. Deswegen haben wir uns dazu entschieden,natürliche Materialien zu verwenden, für die kein Mensch, kein Tier und keine Pflanze leiden oder sterben muss. Auch für den Kork wird kein Baum gefällt.“, erklärt die Co-Founderin mit einem warmen Lächeln im Gesicht. Darüber hinaus sei es ihr jedoch wichtig, nicht nur nichts Schlechtes, sondern auch wirklich etwas Gutes zu tun, um etwas zu bewirken. So wird für jedes verkaufte Produkt von Sperling Bag an die Tierschutzstiftung Hof Butenland eine tägliche Futterration für eine gerettete, auf dem Hof lebende Kuh gespendet.

Ihre fairen Produkte verschickt Sperling Bags heute an Kund:innen aus dem gesamten DACH-Raum. Doch das Team rund um Katharina und Björn möchte noch mehr Menschen mit ihren Produkten und ihrer Vision erreichen. Schon bald möchten sie ihre Sperlinge am liebsten in ganz Europa verkaufen.

Anderen Gründerinnen, die noch am Anfang stehen, rät Katharina:

„Die Ziele und Ideen, an die man glaubt, sollte man verfolgen. Manchmal muss man einfach mal machen!”

Im Showroom von Sperling hängen Taschen und Bauchtaschen.

„Ich glaube, man denkt ganz oft: „Ja mhh, das könnte ich auch machen“, aber man hat immer irgendwelche Ausreden. Erst wenn man sich getraut hat, dann kann man wirklich stolz auf sich sein. Im Nachhinein bereut man immer nur das, was man nicht gemacht hat. Deswegen: Einfach machen!“