DR. NELE POLLMANN

Hürden überwinden – Mutig sein im MINT-Bereich

Porträt von Dr. Nele Pollmann

Schon früh wusste Nele Pollmann, dass ihre Zukunft in den MINT-Fächern liegt. MINT, das bedeutet Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Bislang eine männlich dominierte Branche, das spürte sie auch während ihres Maschinenbaustudiums. „Ja, es waren um mich herum sehr wenig Frauen. Das war aber nie ein großes Problem“, erinnert sich die Projektleiterin. 

„Es gab aber auch immer wieder unschöne Situationen. So saß ich dann doch oft alleine da. In Gruppenarbeiten wurde ich häufiger übergangen.“ Dennoch ließ sie sich nie entmutigen, schließlich hatte sie ein sehr klares Ziel vor Augen. In anderen Abschnitten des Studiums wurde es schwieriger, besonders während der Promotion. Hier wurde sie Mutter und war damit die einzige weibliche Doktorandin mit Kindern in ihrem Umfeld. Immer wieder kam es zu Reibungspunkten, doch es gab auch positive Momente, erklärt Nele Pollmann: „Durch die Forschungsfinanzierung bekam ich auch die Kinderbetreuung finanziert, das war sehr hilfreich.“

2008 begann ihre Karriere mit dem Maschinenbaustudium an der Ruhr-Universität Bochum. Anschließend promovierte sie an der Chalmers University of Technology in Göteborg, in der Abteilung „Industrial and Material Science“. Doch was fasziniert sie am technischen Bereich? „Ich kann mir wirklich nichts anderes vorstellen. Zahlen haben mir schon immer gelegen und Technik hat mich schon immer begeistert. Als Kind habe ich nicht nur Kugelschreiber auseinandergebaut“, erinnert sich Nele Pollmann. „Ich glaube, ich habe meine Mutter einmal verrückt gemacht, weil ich die Waage auseinandergebaut habe und nicht wieder ganz zusammengebaut bekommen habe“. Ansonsten lasse es sich schwer in Worte fassen – sie sei einfach interessiert: „Ich finde es zum Beispiel spannend, wie ein Motor funktioniert, ich habe früher auch schon immer gerne an meinem Motorrad geschraubt“, erklärt Pollmann ihre Leidenschaft.

„Ich kann mir wirklich nichts anderes vorstellen.”

An ihrem Lebensweg würde sie nichts verändern wollen: „Auch wenn ich mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hatte, wie etwa Kinder in der Promotionsphase zu bekommen – das war nicht immer leicht. Ich würde es trotzdem wieder genauso machen, ich würde es nicht missen wollen.“

Derzeit arbeitet Pollmann für die DMT Group als Projektleiterin. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der numerischen Modellierung und der Hydrogeologie. Die DMT GmbH ist eine global tätige Gesellschaft für Ingenieurdienstleistungen und Beratung, welche sich mit 14 Ingenieur- und Consultingfirmen an 30 Standorten auf die Märkte Anlagen- und Verfahrenstechnik, Infrastruktur und Bauwesen sowie Rohstoffe konzentriert.

Eine erfolgreiche Karriere, doch was bedeutet Erfolg für Nele Pollmann?
 „Erfolg ist schwierig zu quantifizieren. Ich bin aber zum Beispiel sehr froh, wenn nach langer Arbeit mein Code endlich funktioniert. Denn normalerweise dauert es beim Programmieren eine Weile, bis alles funktioniert“, erklärt sie. Doch auch Dinge wie den nächsten Lebensabschnitt erfolgreich zu bewerkstelligen, das Studium, die Promotion, der Berufseinstieg, das alles seien Erfolge.

„Ich würde es trotzdem wieder genauso machen, ich würde es nicht missen wollen.”

„Meine Arbeit ist sehr facettenreich,
das gefällt mir sehr.“

Während ihrer Arbeit arbeitet sie heute größten Teil des Tages am Computer. Dann programmiert sie, erstellt Modelle und Simulationen oder schreibt Berichte. Doch auch Gespräche mit Kunden und Kundinnen oder Dienstreisen zählen zu ihrer Arbeit. „Meine Arbeit ist sehr facettenreich, dass gefällt mir sehr. Wenn nach einer Konferenz oder Präsentation gute Diskussionen und Kontakte entstehen, ist das ein gutes Gefühl. Wenn ich gemeinsam mit den Kollegen und Kolleginnen mit einem Projekt voran komme, macht mir die Arbeit sehr viel Spaß“, so die Projektleiterin. Gerade erst hat sie mit ihrem Team eine Methode entwickelt, um Klimaauswirkungen auf den Bergbau und das Grubenwasser zu berechnen.

Wenn nach einer Konferenz oder Präsentation gute Diskussionen und Kontakte entstehen, ist das ein gutes Gefühl. Wenn ich gemeinsam mit den Kollegen und Kolleginnen mit einem Projekt voran komme, macht mir die Arbeit sehr viel Spaß“, so die Projektleiterin. Gerade erst hat sie mit ihrem Team eine Methode entwickelt, um Klimaauswirkungen auf den Bergbau und das Grubenwasser zu berechnen.

Dankbar ist sie vor allem für den stetigen Rückhalt, den sie während ihrer gesamten Karriere erfahren konnte. „Ich hatte immer Rückhalt durch meine Familie, meinen Freundeskreis und meinem Netzwerk. Ich bin ja auch aktiv im Verein – im Femtec.Alumnae e.V.. Dort tauschen wir uns aus, haben mehrere verschiedene Teams und AGs. Auch in sehr schwierigen Phasen hatte ich immer den nötigen Rückhalt.“

Der Femtec.Alumnae e.V. ist ein Verein von und für hochqualifizierte, technikbegeisterte und engagierte Frauen mit einem akademischen Hintergrund in MINT-Fächern. So repräsentiert der Verein Wissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen und Expertinnen aus dem technischen Bereich und gibt ihnen eine Plattform für weiterführenden Austausch und eine gemeinsame Interessensvertretung. Im Verein selbst ist sie aktuell in der „Kind und Karriere AG“ sowie der „AG Partnerschaften“ tätig. „Im vergangenen Jahr habe ich die FTAfelicitas Preisverleihung sowie den Galaabend organisiert. Dort wurden Persönlichkeiten geehrt, Männer sowie Frauen, die sich besonders für Frauen im MINT-Bereich engagiert haben“, sagt Nele Pollmann stolz.

„Ich kann mir nicht vorstellen, den Verein zu lassen, weniger Zeit mit den Kindern oder mit der Arbeit zu verbringen. Ich möchte das alles machen.”

Karriere, gemeinnützige Arbeit und die Kinder – alle drei Bereiche sind ihr gleich wichtig, keinen möchte sie missen. „Ich kann mir nicht vorstellen, den Verein zu lassen, weniger Zeit mit den Kindern oder mit der Arbeit zu verbringen. Ich möchte das alles machen. Dadurch mache ich mal hier mehr, mal da mehr. Ich denke, das hält sich am Ende ganz gut in der Balance.“ Und wie kriegt sie Kinder und Karriere unter einen Hut? „Ich verbringe mehrere Tage im Homeoffice, das wechselt sich immer ab. So kann ich das ganz gut kombinieren und vereinbaren mit den Kindern“, erklärt Pollmann. Die Kinderbetreuung übernimmt sie gemeinsam mit ihrem Mann, der in Teilzeit arbeitet.

Karriere im MINT-Bereich, dazu eine Familie. Wenn Nele Pollmann jungen Frauen einen Rat geben wollen würde, wäre es: „Traut euch! Seid mutig!“