JENNIFER OBERPENNING

„Mach einfach genau das, was du möchtest!“

Jennifer Oberpenning lächelt und hält ihre Auszeichnung als Westfälische Erfinderin hoch

Jennifer Oberpenning hat sich am
liebsten in der Wolle.

– Das weiße, flauschige Tierprodukt ist das Herzensprojekt der jungen Gründerin aus Borken. Westfalenwolle steht für Nachhaltigkeit, Regionalität und unterstützt zudem den Naturschutz. Aber wer ist die Frau, die während des Studiums ganz allein den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat?

Mitten in grünen Feldern und Wiesen verarbeitet Jennifer Oberpenning „rohe“ Wolle von Schafen zu Strickwolle, Pullovern, Stirnbändern, Handschuhen und vielem mehr. Ihr Produkte bietet die Borkenerin über den Westfalenwolle Onlineshop an. Die Wolle für die Produktion der 24-jährigen kommt von Landwirt:innen aus der Region. Doch auch Jennifer selbst hat heute zwei eigene Schafe. „Sie heißen Dobby und Dieter“, erzählt die studierte Agrar- und Tierwissenschaftlerin, während ihre Mundwinkel freudig nach oben schnellen. Sie sitzt auf einem breiten, braunen Lederstuhl, der ihre zierliche Statur noch schmaler erscheinen lässt. Zwischen dem großen Essbereich, bestehend aus einem großen Holztisch, welcher mit braunen Lederstühlen umgeben ist, und dem offenen und hellen Wohnbereich, hängt das Westfalenwolle-Logo auf einem großen Plakat an der Wand. Während unseres Gespräches, reicht es knapp über den braunen Lockenkopf der Gründerin. Beim Aufstehen zeigt sie es uns, hält ihre Hände präsentierend vor das Logo und lacht herzlich.

Die Idee für Jennifers inzwischen geschützte Marke entstand während ihres Agrarwissenschafts-Studiums in Bonn. Bei der damals 22-jährigen wuchs der Wunsch, die ihr so wertvolle Natur schützen zu wollen und einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu schaffen – und das mit Schafen. Denn diese tragen zur Bodenpflege bei: „Schafe schaffen es, die Pflanzen in der Natur „richtig“ zu verbeißen. Damit tragen sie letztlich dazu bei, dass Wildtiere weiterhin auf den bewirtschafteten Flächen leben können“, erklärt die Gründerin.

„Schafe schaffen es, die Pflanzen in der Natur „richtig“ zu verbeißen. Damit tragen sie dazu bei, dass Wildtiere weiterhin auf den bewirtschafteten Flächen leben können.“

„Gerade in der Landwirtschaft wird man als Frau eher belächelt.“

Ganz einfach ist der Weg auf dem sich die Selbstständige befindet allerdings nicht. Über ein Gründerstipendium bekommt sie Gelder und einen Mentorals Unterstützung, doch als junge Frau stößt sie in der Landwirtschaft auch auf Widerstände. „Gerade in der Landwirtschaft wird man als Frau eher belächelt“, erzählt sie nachdenklich. Sie wirft ihre langen braunen Haare nach hinten, nimmt sich einen Fetzen Wolle, schüttelt sich kurz und ergänzt: „Das muss man sich als Frau einfach bewusst machen und sich an die Leute wenden, die einen unterstützen“.

Ihre Stimme klingt dabei selbstbewusst, während ihre dünnen Finger immer wieder den Weg in die Wolle finden. Unterstützter:innen findet die Gründerin auf ihrem Weg vor allem in ihrer Familie: „Sie meinten: Mach einfach genau das, was du möchtest!“ Von ihrer Großmutter lernte Jennifer das Handwerk des Strickens. „Das habe ich inzwischen so drauf, dass ich für eine Mütze nur einen Abend brauche“, erklärt sie mit stolzem Lächeln. Sogar die Corona-Pandemie, die viele Unternehmen vor Herausforderungen gestellt hat, brachte dem jungen Unternehmen einen Vorteil: Denn durch die pandemiebedingten Einschränkungen seien viele Landwirt:innen in der Umgebung auf ihren Rohstoffen sitzen geblieben. „Deshalb habe ich tausende Anfragen bekommen: Hier nimm meine Wolle! - Auch geschenkt!“

Um Westfalenwolle bekannter zu machen, besucht Jennifer seit der Gründung viele Märkte, doch zum Leben wirft das kleine Unternehmen bisher noch nicht genug Gewinne ab. Daher entschloss die Gründerin sich dazu, einen Teilzeitjob an der Universität in Gießen anzunehmen – als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Wie es der Zufall will, betreut die Unternehmerin hier das Projekt Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf, welches Forschungen zur Tiergesundheit betreibt.

Schafe

„Die „Schaf-Szene“ ist recht klein, jeder kennt eigentlich jeden, was mir noch mehr Kontakte für mein eigenes Unternehmen verschafft“. Mit Westfalenwolle schafft Jennifer aber noch etwas: einen wesentlichen Beitrag zur neuen „Do it yourself“-Kultur. „Handmade hat einen höheren Wert als herkömmliche Produkte“, erklärt sie und zeigt auf einige ihrer gestrickten Mützen und einen weißen gestrickten Pullover. Handmade – das sind ihre Produkte, ihr Unternehmen und ihr Erfolg.