TARA LIPINSKI

Feel good – mit offener Kommunikation, Experimentieren und Mut

Porträt von Tara Lipinski

„Lasst uns Sexualität unbefangen und nach eigenen Regeln erkunden, ausleben und entspannt darüber sprechen.” – Diese Vision verfolgen Julia Machmer und Tara Lipinski mit ihrem Start-Up Labim. Mit dem Gegenentwurf zur oft schrillen Welt der Sextoy-Branche stehen sie für Wertschätzung und Kommunikation von Sexualität ein. Und das genau da, wo diese bisher oftmals fehlt: im Alltag.

 „So viele Leute denken, dass man bei Sex halt von Natur aus weiß, wie es funktioniert.“

Mit den beiden Gründerinnen von Labim kommt man schnell ins Gespräch. Offene Kommunikation liegt Julia und Tara besonders am Herzen. Denn nur durch Gespräche lerne man dazu. „So viele Leute denken, dass man bei Sex halt von Natur aus weiß, wie es funktioniert.“ Das könne man ja, das müsse man einfach können, schließlich liege es ja in der Natur den Menschen, beschreibt Julia das Problem. Mit diesem Irrglauben möchte das Gründungsteam aufräumen. Denn gerade im Alltag mangele es an offener Kommunikation über Sexualität.

Mit ästhetischen Porzellandildos in sanften Farben bringen die Unternehmerinnen aus Münster Sextoys auf den Markt, die man nicht mehr schamvoll in der Sockenschublade verstecken muss. Im Gegenteil: Die liebevoll nach erfolgreichen und innovativen Frauen benannten Toys wie „Helen und Clara“ können als ansprechendes Dekorationselement dienen. Darüber hinaus sollen sie Frauen anregen und motivieren, ins Gespräch zu kommen. Offene Kommunikation über Wünsche, Grenzen und sexuelles Wohlbefinden. Sexualität endlich alltäglich machen. „Dabei spielt Kommunikation eine wichtige Rolle, aber auch das Experimentieren und vielleicht auch ein bisschen Mut.“, erklärt Tara.

Zehn Jahre Freundschaft schweißen die beiden Gründerinnen fest zusammen. Die Idee für Labim entstand im Rahmen der Abschlussarbeit ihres Produktdesign-Studiums. Darauf folgte schnell ein Businesskonzept und der Wille, ihre Vision in die Tat umzusetzen. Das Material ihrer Dildos, Porzellan, kannten beiden bereits bestens aus dem Studium. Schnell fiel ihnen auf, dass es sich hervorragend eignet, um daraus Dildos zu fertigen. Denn Porzellan ist schleimhaut-freundlich und passt sich schnell an die eigene Körpertemperatur an, erklären die Unternehmerinnen. Die glasartige Oberfläche gleitet geschmeidig über die Haut. Dabei ist das Material zudem robust und wasserresistent. Ein weiterer Vorteil: es ist hygienisch und zieht keinen Staub an. Nach einer langen Entwicklungsphase mit mehreren Produktversuchen, wissen Julia und Tara heute genau, wie man aus Porzellan hochwertiges Sexspielzeug herstellt.

Sexspielzeug aus Porzellan

Ihre Ideen und Produkte treiben die beiden in ihrem Atelier in einem Coworking Space in Münster voran. Typisch Münster, typisch Start-Up: Bunte Graffitis, ein Vintage-Sofa und im Regal neben einem Marmeladenglas eine Flasche Rum. In ihrem Atelier riecht es nach Ton und Farbe. Man merkt direkt: hier wird kreativ gearbeitet. Alles passt auf unperfekte Art, perfekt zusammen. Julia und Tara passen hier perfekt rein: Locker, natürlich und vor allem authentisch.

„Ich wäre gerne genau das Vorbild, was mir selber immer gefehlt hat. Einfach im Hinblick darauf, dass mir eine Person oder eine Figur gefehlt hat, die über das Thema so gesprochen hat, wie ich mich gerne angesprochen fühlen möchte.“

Tara Lipinski und Julia Machmer im Gespräch

Dieses verkaufen sie unter der Marke Labim. Der Markenname ist eine Wortneuschöpfung und leitet sich aus dem lateinischen Wort „Labium“, übersetzt Lippen, ab. – Eine Hommage an das weibliche Geschlechtsteil, die Wertschätzung für die Frau und ihren Körper vermitteln soll. Mit ihrer Mission, offene Kommunikation über Sexualität zu normalisieren, und ihren Produkten möchten die beiden Unternehmerinnen künftig noch mehr Menschen erreichen. Daher sind bereits neue Produkte und eine Weiterentwicklung ihres Online-Shops in der Planung. So verfolgt Tara mit ihrer Mitgründerin Julia ihre Vision: „Ich wäre gerne genau das Vorbild, was mir selber immer gefehlt hat. Einfach im Hinblick darauf, dass mir eine Person oder eine Figur gefehlt hat, die über das Thema so gesprochen hat, wie ich mich gerne angesprochen fühlen möchte.“