NICOLA HENSELER
Mit kleinen Schritten Großes bewirken
Schon durch das Schaufenster des Showrooms von Fairnica in Herne blitzen Pullis. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht öffnet Nicola Henseler uns die Tür. Hier im Showroom werden die Kleidungsstücke der „Kapseln“ präsentiert, die das Unternehmen nach dem nachhaltigen Prinzip der „Sharing Economy“ vermietet.
Die sogenannten „Capsule Wardrobes“, die aus fünf bis acht fair und ökologisch produzierten Kleidungsstücken bestehen, sind so zusammengestellt, dass man mit ihnen gleich mehrere gut aufeinander abgestimmte Outfits zusammenstellen kann.
„Immer wenn die Presse da war, saßen wir bei uns im Wohnzimmer.”
In den Anfängen von Fairnica hat die Gründerin die Kleidungsstücke noch bei sich Zuhause gelagert. „Immer wenn die Presse da war, saßen wir bei uns im Wohnzimmer“, erzählt Nicola lachend. Vor etwas mehr als einem Jahr entschied sie sich dann zur kompletten Selbstständigkeit und mietete den Showroom in Herne an, der quasi direkt vor der Haustür der Hernerin liegt. Heute hängen hier etliche Kleiderstangen von der Decke. Während die Gründerin den Tisch mit Kaffee und Tassen mit dem Aufdruck „#Team“ deckt, steckt sie eine kurze braun-blonde Strähne, die ihr ins Gesicht fällt, hinters Ohr.
„Ich wollte eigentlich gar kein Unternehmen gründen, ich wollte ein Problem lösen.“
Schon seit ihrem 14. Lebensjahr ernährt sich Nicola vegetarisch. „Doch mir war klar, dass es noch viel mehr Bereiche gibt, die eine Stellschraube für mehr Nachhaltigkeit im Alltag sind.“ Während ihrer Elternzeit 2017 widmete sie sich zunehmend ihrem Herzensthema. In einem Blog schrieb sie alles zusammen, was sie recherchierte. Dabei kam sie schnell auf das Thema Fast Fashion und lernte, dass das Kaufverhalten einen großen Einfluss auf den eigenen ökologischen Fußabdruck haben kann. Den kleinen Blog, der auch damals schon Fairnica hieß, teilte sie zunächst nur im kleinen Rahmen mit Freund:innen und ihrer Familie im Whatsapp-Status. „Ich hatte immer wieder neue Ideen und mein Kopf hat keine Ruhe gegeben.“, erinnert sich die 37-jährige. In dieser Zeit probierte sie verschiedene Leih-Modelle für Kleidung aus, um ihren Konsum zu reduzieren. – Doch keins überzeugte die junge Mutter. „Die zugeschickten Teile waren einzeln immer schön, aber sie waren einfach nicht aufeinander abgestimmt. Man konnte sie halt nicht kombinieren“, erzählt die Gründerin.
Also wurde sie selber aktiv. Neben ihrer Festanstellung als Innovationsmanagerin in einem international tätigen Unternehmen und ihrer Rolle als Mutter von zwei Kindern baute sie das gleichnamige Unternehmen zu ihrem Blog Fairnica auf, „Ich habe die Entscheidung, selbstständig zu werden, lange vor mir hergeschoben. Das war absolut nicht einfach.“, erinnert sie sich. Heute trägt die Gründerin mit Fairnica dazu bei, Kleidung länger im Kreislauf zu halten. Dabei legt sie besonders Wert auf fair produzierte, ethisch und ökologisch hoch qualitative Produkte. Ihre Kund:innen können aus den Kapseln mit Namen wie „Lovis, Wilma, Hugo“ ihre Favoriten wählen und ihre Lieblinge für eine Laufzeit von ein bis 12 Monaten mieten.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass man auch mit kleinen Schritten Großes bewirken kann!“
In Zukunft möchte Nicola noch mehr verschiedene Kapseln anbieten und immer mehr Menschen auf das Problem von Fast Fashion aufmerksam machen. Mit ihrer Arbeit möchte sie zudem zeigen, was man mit genug Leidenschaft und Zielstrebigkeit alles erreichen kann – auch als Mutter von zwei Kindern. In Panel-Talks und Workshops ermutigt und berät sie junge Frauen auf dem Weg zur Gründung. „Mir ist es wichtig, Frauen zu bestärken. Ich bin fest davon überzeugt, dass man auch mit kleinen Schritten Großes bewirken kann!“