RICARDA HAMER
„Mach, was du willst – aber mach was!“
Ricarda Hamer öffnet lächelnd die Tür ihres Büros in Bochum-Wattenscheid. Ein großes pinkes Bällebad fällt in den Blick und beschreibt perfekt, was die Geschäftsführerin von PicturePeople ausmacht – die Mischung aus Familie und Job. Kurze Zeit später bereitet die blonde 36-jährige sich im Meetingraum ihrer Firma auf das Gespräch vor. Ein Gespräch in dem sie uns von sich und ihrem Weg erzählen wird.
„Ich merke einfach, dass ich unfassbar glücklich bin und viel mehr Power habe, wenn ich arbeite.“
„Ich habe gefühlt Augenringe bis zum Bauchnabel. Die letzte Nacht war einfach total anstrengend. Aber das gehört dazu.“, lacht die Unternehmerin, die genau weiß, wie sich ihre Rollen als Geschäftsführerin und Mutter von zwei Kindern perfekt vereinen lassen. Die Mutter, die ein Unternehmen leitet – ein Bild, das auch heute immer noch oft kritisch betrachtet wird. Doch Ricarda Hamer kann als perfektes Beispiel herangezogen, dass die beiden Rollen gut harmonieren können. 2008 gründete ihr Mann, Christian Hamer, PicturePeople. Er habe den ersten Schritt gemacht, Mut gehabt. „Wir hatten schon die ersten Studios, die Basis war also schon gegeben.“, erinnert sich Ricarda Hamer. Kurz nach der Gründung stieg sie ebenfalls bei PicturePeople ein.
Dass die beiden heute eine große Fotostudio-Kette mit über 400 Mitarbeitenden und 68 Standorten in Deutschland, den Niederlanden und Österreich leiten würden, war allerdings nicht immer absehbar. Nach ihrer Ausbildung als Kauffrau für Marketingkommunikation beim Top Magazin und ihrem Bachelor an der Düsseldorfer Akademie für Marketing-Kommunikation, sammelte Ricarda Hamer als Projektmanagerin einer Digitalagentur viele wichtige Praxiserfahrungen. „Dann haben Christian und ich irgendwann gemerkt, dass sein BWL-Wissen und mein Marketingwissen und meine Erfahrungen aus einem Praktikum bei einem Start-Up ganz gut zusammenpassen und eigentlich perfekt matchen.“, erzählt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Trotz alledem zögerte sie jedoch, ihre Festanstellung endgültig für die Selbstständigkeit aufzugeben. Zunächst habe sie sich einfach nicht getraut und nicht gewusst, ob ihr Mann und sie auf im Beruflichen gut miteinander harmonieren würde. Doch letztlich wagte sie den Schritt und stieg mit bei PicturePeople ein. Heute weiß sie: “Es passt einfach wunderbar!”
Auch, weil sich ihre Familie und der Job perfekt verbinden lassen. Als sie ihren ersten Sohn zur Welt brachte, wurde in der Firma ein großes Babybett aufgestellt, gestillt wurde während Telefonkonferenzen. Was in anderen Unternehmen vermutlich nicht möglich wäre, ist bei PicturePeople in Bochum eine Selbstverständlichkeit. „Heute kann ich mir etwas anderes als die Selbstständigkeit gar nicht mehr vorstellen.“, erklärt die Geschäftsführerin. Der Balance-Akt zwischen Job und Familie gelingt der heute zweifachen Mutter einwandfrei – und erfüllt sie. „Ich merke einfach, dass ich unfassbar glücklich bin und viel mehr Power habe, wenn ich arbeite. Wenn ich nur mit meinen Kindern zu Hause bin, werde ich relativ schnell müde.“ Sie brauche den Trubel und auch mal Stress, „als Ausgleich zu den Kindern“. Sie ist Unternehmerin durch und durch. „Meine Arbeit gehört einfach zu mir. Ich arbeite nicht, weil ich es muss, sondern auch weil es einfach Spaß macht!“, erklärt sie zufrieden. Um ihre Kinder kümmere sie sich hauptsächlich alleine – doch ohne ihren Mann, Oma und Opa sowie Babysitter gehe es natürlich auch nicht. Ob sie wegen ihrer verantwortungsvollen Rolle schon einmal als schlechte Mutter betitelt worden sei? „Nein“, entgegnet die 36-Jährige ohne Zögern, die nur von Negativ-Beispielen aus dem Freundeskreis berichten kann.
Sie würde Frauen immer raten, aktiv zu werden und selbst zu gründen. „Verschwende deine Zeit nicht zu Hause von morgens bis abends mit den Kindern, wenn du merkst, dass du smart bist, Ideen hast und vor Innovation sprudelst.
“Geh raus, in den Markt, ins Unternehmen oder in eine Agentur. Mach was du willst – aber mach was!“
„Geh raus, in den Markt, ins Unternehmen oder in eine Agentur. Mach was du willst – aber mach was!“, appelliert sie. „Die Handbremse kann man immer noch ziehen.“ Auch sie hat neben den Kindern und ihrer Arbeit lernen müssen, ab und an mal „die Handbremse zu ziehen“. Ihr Kindheitshobby, das Reiten, habe sie erst einmal auf Eis legen müssen. Dazu sei momentan schlichtweg zu wenig Zeit. „Die hole ich mich aber wieder, das steht fest. Spätestens, wenn die Kinder größer und selbstständiger sind, werde ich versuchen wieder alles unter einen Hut zu bringen.“
Im Unternehmen ist ihr Mann für den organisatorischen und finanziellen Part verantwortlich, während Ricarda Hamer ihr Marketing- und Brandwissen einbringt und sich mit dem „Softeren und Schöneren“ beschäftigt, wie ihr Mann es beschreibt. „Sie ist sehr intelligent und extrem ehrgeizig, eine richtig hart arbeitende Person, die sich gar nicht zufrieden gibt mit Mittelklasse. Da bin ich eher abgestumpft in bestimmten Bereichen.“, erklärt er mit Bewunderung. Ricarda habe auch heute noch das Feuer fürs Detail und den Perfektionsdrang, den sie schon vor 14 Jahren bei der Gründung hatte. „Sie hat ein starkes Stilempfinden, gleichzeitig aber diese emotionale Wärme. Sie ist ultraherzlich, als Familienmensch, aber auch in unserer Firmenfamilie.“
Die richtige Mischung macht’s – zwischen Familie und Firma. Und sie hat Ricarda Hamer dahin gebracht, wo sie heute steht. Und eins ist dabei klar: Ihr Weg ist noch lange nicht am Ende.