LEANDRA HAMANN

Porträt von Leandra Hamann

„Wirf´ weg, ist nur Plastik.“

Wie Mikroplastik aus Leandra Hamann eine Erfinderin machte

Mit einem lässigen Fistbump und einem Strahlen im Gesicht begrüßt uns Leandra Hamann im Sea Life Oberhausen. „Bitte du, nicht Sie.“, das wäre ihr sonst zu formell. Schließlich sollen wir sie so kennenlernen, wie sie eben ist. Leger gekleidet, in Sneakern und grüner Bluse erzählt sie uns, dass sie Doktorandin im Bereich Bionik ist. Von den lauten Kindern, die hier in der Eingangshalle gespannt auf ihren Einlass warten, lässt sie sich nicht beirren. Leandra strahlt Begeisterung und Tatendrang aus. Die Biologin freut sich sichtlich, uns durch ihre Welt der Meerestiere zu führen.

„Auf 1,5 Kilogramm Makroplastik, kommen 4 Kilogramm Mikroplastik pro Kopf in Deutschland. Durch einen neuen Filter im Rhein wird der Großteil aufgefangen.“

Das ganze Mikroplastik komme von unserer Kleidung und dem Abrieb von Autoreifen und landet letztlich in der Umwelt. Ein riesiges Problem auch für die Weltmeere. Ein Problem, das Leandra mit ihrer Forschung angehen möchte. 

Während sie uns als ihre Gäste weiter durch das Sea Life führt, bekommt man den Eindruck, dass sie hier ihre ganz eigene Welt präsentiert. Vor einem großen Aquarium bleibt sie stehen, ihre Augen fangen an zu strahlen. „Das hier sind meine Fische!“, erklärt die Biologin voller Stolz. Über unseren Köpfen huschen blitzschnell graue Fische hinweg. In gleichmäßigen kreisförmigen Bewegungen schwimmt ein großer Schwarm durch das runde Aquarium. Makrelen, wie Leandra erklärt. Eine Art davon gehöre zu den Suspensionsfressern. Meerestiere, die Mikroplastik in der Nahrung filtern können. Ihr Herzensprojekt, an dem sie schon jahrelang forscht. Wenn sie es schafft, den Filter technisch nachzustellen und in Waschmaschinen einzubauen, könnten die Weltmeere vom Mikroplastik befreit werden. Voller Stolz erzählt sie uns, dass ihr nur noch die Patentierung fehle. Das Ziel ist nicht mehr weit.

Foto von Leandra Hamann vor einem Aquarium mit Fischen im Sealife.

„Ich habe mich schon immer für Fische und das Meer interessiert.“

„Ich habe mich schon immer für Fische und das Meer interessiert. Mit 13 Jahren habe ich meinen Tauchschein in Ägypten gemacht.“, erinnert sich die Forscherin. Vor allem ihr Vater steckte sie mit seiner Liebe zur Natur an. Während sie uns davon erzählt, bewegt sie sich mit Leichtigkeit durch die Gänge des Aquariums, hier fühlt sie sich sichtlich wohl. Während Rochen, Haie und Schildkröten hinter ihr an den Scheiben des Aquariums vorbeischwimmen, erzählt sie uns von einer Kindheitserinnerung: Als sie als Mädchen mit ihrem Vater am Strand war, fand sie kleine Kügelchen im Sand. Sie fragte ihn, was das sei. Dieser antwortete nur: „Wirf´ weg, ist nur Plastik.“ Was ihr in diesem Moment bewusst wurde, lässt sie bis heute nicht mehr los: das Problem der Verschmutzung der Meere und die Gefahr dieser für ihre geliebten Fische. Für sie war schnell klar, sie müsse etwas dagegen tun. Allerdings erst einmal als Hobby. Dass sie sich später auch einmal in ihrem Beruf der Problematik von Mikroplastik widmen würde, war ihr lange Zeit nicht klar.

Doch schon bald merkte sie, wenn man für etwas brennt, sollte man es verfolgen. Der Biologin sei bewusst geworden, dass es sehr wichtig ist, Fähigkeiten und Interessen zu erkennen, auf die man sich verlassen kann – und diese einzusetzen. Deshalb hat sie sich fest vorgenommen, junge Menschen zu ermutigen und zu unterstützen, ihre kreativen Ideen und ihre Leidenschaft zu verfolgen. – Genau wie Leandra es tut.