LENA HAGENAUER

Porträt von Lena Hagenauer

Lena Hagenauer can do (almost) anything

Früher wollte Lena Hagenauer eigentlich Tischlerin werden. Dabei traf sie als junge Frau jedoch auf eine erstaunliche Hürde: Der Ausbildungsbetrieb, bei dem sie sich bewarb, konnte es nicht ermöglichen, eine Frauentoilette bereit zu stellen. So schaute die Essenerin weiter um und entschied sich für einen anderen Lebensweg. Und auch dieser führte sie in eine Männerdomäne. 2016 begann sie ihr Informatik-Studium an der Hochschule Ruhr West in Bottrop. Auf ihren Abschluss folgte eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt BOTS2Learn an ihrer Hochschule. Heute entwickelt, baut und programmiert sie hier mit voller Begeisterung ihre eigenen Roboter. Das große Ziel hinter ihrer Arbeit im Projekt ist es, das HRW FabLab aufzubauen. Dieses soll insbesondere Schülerinnen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) intrinsisch begeistern, indem sie hier lernen, Robotik und Künstliche Intelligenz zu verstehen und ihre eigenen Roboter zu entwickeln, zu bauen und zu programmieren.

I can do (almost) anything – lautet der internationale Leitsatz der FabLabs und auch der Schriftzug auf Lena Hagenauers T-Shirt. Er bedeutet so viel wie: Ich kann (fast) alles. Und schon im ersten Gespräch mit der jungen Informatikerin wird deutlich, dass es nicht nur der Leitsatz des Labors, sondern auch ihr ganz persönlicher Glaubenssatz ist.

Den Wunsch vom Tischlern hat sich die Informatikerin dennoch bewahrt: Ganz nach dem Motto „I can do (almost) anything“. Beinahe das gesamte Inventar des HRW FabLabs – Tische, Regale, Stühle – hat Lena selbst konzipiert, zugeschnitten und zusammengebaut. In diesem „Gewächshaus“ für Erfinder:innen in Bottrop entstehen neben Robotern und 3D-Drucken Träume. Träume, die Lena gerne wahr werden lässt. Es ist ein Labor wie kein anderes. Als Wegbereiterin und Vorbild öffnet die wissenschaftliche Mitarbeiterin jeden Mittwoch das FabLab für potentielle Nachwuchs-Informatiker:innen. „Alle möglichen Leute kommen mit einer Idee rein – und gehen mit einem Prototyp raus.“, erklärt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

„Alle möglichen Leute kommen mit einer Idee rein – und gehen mit einem Prototyp raus.“

Fünf Mädchen begleitete Lena im Rahmen des Projektes bereits ab der fünften Klasse im FabLab. Gerne erinnert sich die Informatikerin an ein „Highlight“ aus dieser Zeit: Im Rahmen eines Roboter-Wettbewerbs flog sie mit ihnen nach Sydney. Heute haben vier der fünf Mädchen ihren Platz in einem Informatik-Studiengang gefunden, erzählt Lena stolz. Doch nicht nur diese Mädchen hat sie mit ihrer MINT-Leidenschaft „infiziert“: Seit 2012 leitet Lena ehrenamtlich eine Roboter AG an einer Essener Schule. Doch nicht nur hier verbindet sie ihr Wissen und ihre Leidenschaft mit ihrem sozialen Engagement. Auch im Projekt Emscher-Lippe, einemProjekt, das sich auf die technische Unterstützung für Menschen mit Beeinträchtigungen konzentriert, engagierte sich die junge Informatikerin.

Als sie mit ihrer Mutter über ihr Engagement in diesem Projekt sprach, machte diese sie darauf aufmerksam, dass ihre Oma nicht mehr in der Lage sei, ihren Haustürschlüssel alleine im Schlüsselloch zu drehen. So machte sich die Tüftlerin ans Werk und strengte ihren „Kreativkopf“ an. Das Ergebnis: Eine Verlängerung für den Schlüssel aus dem 3D-Drucker, die das Problem von Lenas Oma löste. Ganz getreu ihres Mottos: Ein Problem, eine Lösung. Mit dieser Einstellung läuft die Informatikerin durch ihr Leben. So war es für sie etwa eine Selbstverständlichkeit, sich für ihre Hochzeitsfeier selbst einen Fotoautomaten zu bauen. Selbst bezeichnet sie sich als „Macherin“ und „Kreativkopf“.

In diesem Kopf entstehen Ideen und Produkte, die Lösungen für Alltagsprobleme liefern und darüber hinaus andere inspirieren, motivieren und unterstützen. Von Robotern, die mit Demenzkranken interagieren, zu Tieren aus dem 3D-Drucker, die Kinder für Technik begeistern sollen. Lena Hagenauer ist eine echte Powerfrau, die ganz genau weiß, was sie kann und darin völlig aufgeht. Ihr Beruf ist ihre Berufung geworden. Eine Berufung, die sie sinnvoll einsetzt und weitergibt – vor allem an Schüler:innen. In Zukunft möchte sie es jeder und jedem ermöglichen, Technik ohne große finanzielle Mittel selber entwickeln und einsetzen zu können und davon praktisch zu profitieren.

Das wohl einzige, was sie gar nicht könne, sei Kaffee-Kochen, erklärt die Informatikerin grinsend. Doch genau dafür heißt es ja nun auch immer noch: I can do ALMOST anything….