CHRISTINE BLEKS
Raus aus den Routinen – her mit dem Ideenfluss
„Warum ich ein Vorbild bin? - Keine Ahnung“, sagt Christine Bleks und lacht lauthals auf. Dabei hat es die Wittener Sozialunternehmerin geschafft, mit nur einem Projekt gleich drei Themenbereiche zu fördern, die dringend Unterstützung benötigen. Mit ihrem Verein „Tausche Bildung für Wohnen“ unterstützt die Wittenerin armutsbetroffene Kinder und junge Erwachsene und stärkt mit ihren Einrichtungen die städtische Infrastruktur. Aber wer ist Christine Bleks und warum bricht sie mit Routinen?
„In der Routine hört man auf, zu denken.“
“In der Routine hört man auf, zu denken”, erklärt Christine Bleks. Dass Gewohnheiten wenig Platz in Leben der Projektmanagerin haben, zeigen schon die außergewöhnlichen Räumlichkeiten ihres Vereins in Witten.
Mit jedem Raum, scheint man hier eine neue Welt zu betreten. Im ersten Stockwerk befindet sich die „Tauschbar“, welche aus hellen, bunten Nachhilferäumen besteht. Ein Stockwerk höher findet man sich in modernen Besprechungsräumen und Büros wieder. Der Weg der Bildungspat:innen aus ihrer WG zu ihren Nachhilfekindern in die Tauschbar, führt sie durch ein altes, uriges Café, wo sie ein Duft von Blätterteig und frischem Kaffee empfängt.
Die Bildungspat:innen bilden das Herzstück des seit zehn Jahren bestehenden Sozialunternehmens. „Der Name ist Programm“, beschreibt die 42-jährige ihr Unternehmen „Tausche Bildung für Wohnen“. Inzwischen engagieren 21 Studierende und/oder Abiturient:innen im Bundesfreiwilligendienst für mehr als 300 förderungsbedürftige Kinder an fünf verschiedenen Standorten im Ruhrgebiet. Für ihre Nachhilfe erhalten die jungen Erwachsenen mietfreien Wohnraum direkt da, wo sie Hilfe leisten. Christine Bleks Projekt hilft dabei nicht nur den Studierenden und Kindern, sondern setzt sich außerdem für strukturell benachteiligte Stadtteile ein, wie etwa in Duisburg-Marxloh.
„Geht nicht, gibt´s nicht!”
Obwohl Christine Bleks mit ihrer Gründung eine „Win-Win-Win-Situation“ geschaffen hat, wie sie es selbst bezeichnet, gibt die Innovatorin sich bescheiden: „Ich laufe jetzt nicht herum und denke die ganze Zeit: Wow, was habe ich denn Großes geschaffen“.
Dabei treibt sie ihre eigene Lebensgeschichte an. Sie sei als das „Sandwich-Kind“ ihrer Familie in verschiedenen Städten im Ruhrgebiet aufgewachsen und habe eine „etwas ungewöhnliche Schulkarriere“ durchlaufen. Die zehnte Schulklasse besuchte Bleks auf Hawaii, ein Jahr später wurde sie schwanger. Die frühe Mutterschaft hat sie nie als Hindernis gesehen, vielmehr habe sie dadurch wichtige Skills für ihre heutige Führungsposition erlernt. Ungeachtet der Ratschläge seitens der Schule, Bleks solle doch bei der Mutterrolle bleiben, absolvierte sie nach einer kurzen Pause das drittbeste Abitur ihres Jahrgangs. „Ich habe mir nie vorschreiben lassen, dass etwas nicht geht!“, erzählt Bleks. Frei nach ihrem Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht“, bestritt die Erstakademikerin der Familie ihren weiteren Weg. So bewarb sie sich etwa trotz fehlender Zugangsvoraussetzungen bei ihrer Wunschuni für Philosophie, wo sie tatsächlich angenommen wurde.
„Machen ist wie wollen, nur krasser!“
Auch bei „Tausche Bildung für Wohnen“, kämpfte die Innovatorin bereits mit Rückschlägen. Bleks erlitt 2017 einen schweren Bandscheibenvorfall und wendete zuvor bereits zwei Insolvenzen ab. Zwei Jahre zuvor hatte sich ihr Mitgründer, Mustafa Tazeoğl, welcher maßgeblich an der Idee des Vereins beteiligt war, aus dem Verein zurückgezogen und sie mit der Herausforderung der Unternehmensführung alleine gelassen. Doch wenn sie merke, etwas sei eigentlich zum Scheitern verurteilt, mache sie erst recht weiter. Mit dieser Einstellung hat sie seit der Eröffnung der ersten Tauschbar 2015 in Duisburg-Marxloh noch vier weitere Standorte erfolgreich eröffnet und ans Laufen gebracht. Ein sechster Standort ist derzeit in Hamburg in Planung und wird im Sommer 2023 eröffnen.
Denn gerade wegen ihrer Geschichte und den Hürden in ihrem Leben ist es Christine Bleks eine Herzensangelegenheit, anderen Menschen, die aus dem „System herausfallen“, mit ihrem Projekt zu helfen. Christine Bleks möchte gerade junge Menschen dazu ermutigen eine „vermeintliche Benachteiligung als Stärke zu nutzen“ und „all ihre Kraft in ihre Ideen zu stecken“. Ihr Motto dabei: ”Machen ist wie wollen, nur krasser!”.