LEONIE BEEK
„Meckern kann jede:r, doch wer etwas ändern möchte, der sollte aktiv werden!”
„Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie die Dinge um mich herum funktionieren”, erklärt Leonie Beek. Daher forscht die 27-jährige heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University.
„Ich möchte die Welt mit
offenen Augen sehen.“
Nach dem Abitur wollte die gebürtige Krefelderin eigentlich in die Großstadt ziehen. Doch schließlich fand sie an der Westfälischen Hochschule in Bocholt ihren Traumstudiengang: Bionik. Schnell verabschiedete sich die Sehnsucht nach der Großstadt. „Bocholt war besonders. Es war cool, weil es eben nicht so groß war – vertrauter als das Leben in der Großstadt.“, erklärt sie. So entschied sie sich auch nach ihrem Bachelor dazu, zu bleiben und entschied sich für den Maschinenbau-Master der Hochschule. Hier stellte sie als eine von nur wenigen Frauen ihr Können unter Beweis: Für ihre herausragende Studienleistung wurde ihr sogar der Studienpreis verliehen.
„Ich wollte alles richtig machen und alle Anforderungen zu 120 Prozent erfüllen.“
Mit ihrem Perfektionismus und ihrer Neugierde widmet sie sich ihren vielfältigen Aufgaben als wissenschaftliche Mitarbeiterin – von Managementaufgaben über die Begleitung mehrerer Forschungsprojekte und klassischen Literaturrecherchen bis hin zur Betreuung von Abschlussarbeiten. Eins sei ihr dabei stets „superwichtig“: „Ich möchte die Welt mit offenen Augen sehen, andere Meinungen zulassen und dabei empathisch und proaktiv sein”, erzählt sie mit einem warmen Lächeln im Gesicht.
So ergriff sie mit der Umsetzung des „Bionic Oil Adsorbers“ selbst Initiative und entwickelte in Zusammenarbeit mit weiteren Forschenden der Universität Bonn eine neue umweltschonende Methode zur Entfernung von Öl auf Wasseroberflächen. Denn auch wenn herkömmliche Verfahren funktionieren, seien diese sehr umweltschädlich oder energieaufwändig. Der Vorteil der Entwicklung sei, dass sie keine zusätzliche Verschmutzung verursache, unter verschiedenen Bedingungen einsatzbar sei, kein zusätzlicher Energieeintrag notwendig sei und das aufgenommene Öl wiederverwendet werden könne, erklärt sie mit Begeisterung. Als Vorbild aus der Natur diente ihr dabei ein Schwimmfarn, der Öl aufnehmen kann, gleichzeitig aber stark wasserabweisend ist, wodurch das Öl vom Wasser getrennt wird.
Bionik setzt sich aus den Begriffen Biologie und Technik zusammen, erklärt sie uns. Es gehe darum biologische Prinzipien zu verstehen, zu abstrahieren und sie auf die Technik zu übertragen. Mit der Natur als Vorbild wurden so schon viele Techniken, die uns im Alltag begegnen, entwickelt. Als simples Beispiel erzählt die wissenschaftliche Mitarbeiterin von der Erfindung des Klettverschlusses. Während sie über ihr Fachgebiet redet, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. In der Bionik hat sie ihre Leidenschaft gefunden.
Seit 2019 forscht Leonie als Promovendin am Institut für Textiltechnik in Aachen an biologisch inspirierten Textilien. Den Übergang vom Studium ins Berufsleben beschreibt sie heute als Herausforderung. Es sei für sie „extrem herausfordernd“ gewesen, da sie sich hier in einem neuen Umfeld beweisen musste. Doch da sie schon während des Studiums erste Praxisprojekte managte und viel im Team arbeitete, fand sie letztlich doch schnell einen Einstieg in ihre neue Situation. “Ich wollte alles richtig machen und alle Anforderungen zu 120 Prozent erfüllen.”, erinnert sie sich.
Während die Promovendin über ihre Arbeit spricht strahlt sie Begeisterung aus und scheint vollkommen in ihrem Element zu sein. Für die Zeit nach ihrer Promotion, in zwei Jahren, schmiedet sie schon Pläne: Gerne würde sie erst einmal in die Industrie, eine mittlere Führungsposition könne sie sich gut vorstellen. „Eine Selbstständigkeit schließe ich aber auch noch nicht aus. Es reifen noch ein paar Ideen.“, berichtet sie selbstbewusst. Eines ist klar: Sie wird ihren Weg gehen, denn sie weiß, dass es sich lohnt, durchzuhalten und an seine Ziele zu glauben und diese zu verfolgen. „Meckern kann jede:r. Doch wer etwas ändern möchte, der sollte aktiv werden. Man sollte die Dinge lieber selbst in die Hand nehmen und die eigenen Wege selbst nach seinen Vorstellungen gestalten.“