PETRA BEC

Zwei Frauen, eine Mission: Aus Fremden eine Familie machen

Porträt von Petra Bec

Tina Krone und Petra Bec sind zwei handfeste Frauen aus dem Ruhrgebiet und sie haben eines gemeinsam: ein großes Herz für Menschen. Tina Krone und Petra Bec aus Gelsenkirchen engagieren sich nun seit acht Jahren für die Bürgerinitiative Gelsenkirchen packt an – Warm durch die Nacht.

Mit einem „Hackenporsche“
fing alles an.

Ein einziges Gespräch führte zu einer großen Initiative für Obdachlose. Ihr Riesenherz für die Menschen und für die Stadt Gelsenkirchen bewegten sie dazu, in ihrer eigenen Stadt anzupacken. Denn hier wurden Obdachlose bisher tagsüber gut versorgt, doch abends gingen sie mit leeren Händen aus. Diese Lücke wollte Tina füllen, die Idee für Warm durch die Nacht war geboren.

Im Dezember 2014 ging es dann los. Mit einem „Hackenporsche“– wie die Gelsenkirchenerin ihren Bollerwagen nennt –gefüllt mit allerlei Leckereien und Getränken, machte sie sich gemeinsam mit einer Kollegin abends auf den Weg, raus in die Stadt, raus in die Kälte. Zunächst zeigten sich die Menschen, die Tina mit ihrer Hilfe erreichen wollte, noch recht zögerlich, schließlich hatten sie eine derartige Aktion zuvor noch nie gesehen. Doch je öfter die Frauen rumgingen, desto besser wurde ihr Hilfeangebot angenommen. Schnell entstand eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen und denjenigen, denen sie mit ihrem Engagement halfen. Besonders trieb sie dabei die große Freude und Dankbarkeit an, die die Obdachlosen ihnen entgegenbrachten, erinnert sich die 58-jährige Ehrenamtlerin mit einem Lächeln im Gesicht.

Schnell stand fest: Daraus machen wir ein Projekt! Zunächst gründeten sie eine Facebook-Gruppe, um Spender und Spenderinnen zu erreichen. Die Nachfrage wuchs, schnell mussten neue Räumlichkeiten her. Der alte Schalker Fan Club, zu dem die Initiatorinnen schon immer ein enges Verhältnis hatten, öffnete ihnen und ihrem Projekt die Tore. Im Januar 2015 stoß Petra Bec zu der Gruppe – womit sie nun „komplett“ war. Die 60-jährige Gelsenkirchenerin ist Altenpflegerin, wobei sie uns erzählt, dass das Projekt mittlerweile auch als Hauptberuf zählen könnte.

Foto der beiden Westfälischen Erfinderinnen Tina Krone und Petra Bec von Warm durch die Nacht.

Petra Bec und Tina Krone arbeiten immer nach dem Motto: Einfach machen. Sobald sie eine Idee haben, versuchen sie diese auch so schnell wie möglich in die Praxis umzusetzen. Es wird nicht viel drum herumgeredet, sondern direkt in die Tat umgesetzt.

Doch bei ihrer Arbeit erleben Tina und Petra auch einige tragische Schicksalsschläge mit, dazu zählte der Tod eines sehr vertrauten Obdachlosen. Petra erinnert sich: „Ich habe ihn Monate lang bei seinen Entgiftungen und Therapien begleitet, hatte immer ein offenes Ohr für ihn und wir haben tolle Gespräche geführt, so ist er mir dann ans Herz gewachsen. Dann kam die traurige Nachricht, dass er verstorben sei. Für mich brach erstmal eine Welt zusammen und ich musste mich einige Monate von der Initiative zurückziehen.“ Auch solche Erlebnisse gehören zum Ehrenamt der Frauen dazu. Doch man lerne dazu und könne mit der Zeit besser damit umgehen, erklären sie uns. Wer sie kennenlernt, weiß: egal was kommt, die beiden werden weitermachen.

Immer mehr Obdachlose, aber auch Spender:innen und Stiftungen wurden auf das Projekt aufmerksam. Aus der „Hackenporschen-Aktion“ wurde schnell ein großes Projekt. Warm durch die Nacht kümmert sich heute um 120 Obdachlose – doch mit vielen engagierten Helfer:innen sei das kein Problem. Die beiden Initiatorinnen selbst stecken jede freie Minute in ihr Herzensprojekt, denn hier gibt es immer etwas zu tun. Neben ihrem Engagement für die Obdachlosen finden sie dennoch Zeit, um sich in der aktuellen Zeit für Menschen aus der Ukraine und für Frauenhäuser einzusetzen. „Jeder hilft, wo er kann“, erklären sie mit einer vollkommenen Selbstverständlichkeit.

Petra Bec und Tina Krone stehen Rücken an Rücken.

Denn eins steht fest: Tina Krone und Petra Bec sind ein tolles Team, das ein riesiges Herz hat. Wie viel Liebe und Leidenschaft in dem Projekt stecken, lässt sich jeden Abend in der Gelsenkirchner Innenstadt mit eigenen Augen sehen. Die beiden Ehrenamtlerinnen haben immer ein Ohr für die Obdachlosen, auch wenn sie das Problem oft nicht lösen können. Das Wichtige sei jedoch, dass die Menschen wissen, dass jemand da ist, der zuhört und falls was sein sollte, immer versuchen wird, zu helfen. Ihre Überzeugung: Jede:r hilft, wo er oder sie kann!